REQUIEM
Deutschland 2005, Regie: Hans-Christian Schmid
Der Film "Requiem", der gerade in den Kinos angelaufen ist, handelt von einer wahren Begebenheit: Eine psychisch erkrankte junge Frau wurde von einem Priester "tod-exorziert" - ein Priester betete solange den Exorzismus (katholische Dämonen-Austreibung), bis die junge Frau an Erschöpfung starb. Der Film versucht die Geschichte offenbar bis zu dem Punkt nachzuzeichnen, als der Priester mit dieser "Spezialbehandlung" der Katholischen Kirche beginnt.
So sehenswert dieser Kinofilm sicher ist - der
Kinobesucher sollte sich nicht zu viel erwarten. Sicher, die Hauptdarstellerin
(Sandra Hüller) bringt die Geschichte glaubhaft rüber. Die stickige Miefigkeit
in der Familie und
des kleinen Örtchens, die Enge der Horizonte, die Borniertheit der provinziellen
Alleswisser, die krankhaftem Tabuisierungen, die über allem schweben - kurz, die
Bedingungen, die die Psychose der Hauptfigur dieses Dramas auslösen, sind kaum
wahrnehmbar. Hier ist es einer wirklichen Glanzleistung von Imogen Kogge,
die die Mutter der jungen Frau spielt zu verdanken, dass all diese Aspekte dann
doch für den Zuschauer bedrohlich Gestalt annehmen und damit die ganze Story
überhaupt "funktioniert". Merkwürdig nur, dass man diesen wesentlichen Teil der
Geschichte einer einzigen Akteurin auf die Schultern packt - wenngleich Kogge
diese Aufgabe in grandios unaufdringlicher Form meistert (und dies innerhalb der
engen Spielräume ihrer Rolle) und ihrem Regisseur damit zeigt, wie's geht.
Dennoch: der Film greift zu kurz. Denn er unterschlägt sowohl die kollektive Psychose der kleinen Gemeinde, die die Hauptfigur dieses Films dann ausleben muss wie auch die des besessen tod-betenden Pfarrers, der mit Rückendeckung seiner Kirche solange beten durfte, bis die als besessen Gewähnte an Entkräftung starb. Damit ist der Kernpunkt der ganzen Geschichte vornehm (und rücksichtsvoll gegenüber der Kirche) ausgespart geblieben. Wenn man dann noch bedenkt, dass gerade unter Ratzinger der Exorzismus wieder fröhliche Urständ in der katholischen Kirche feiern soll, muss man sich ernsthaft fragen, wem der Regisseur sich mehr verpflichtet fühlt: der Öffentlichkeit oder aber dem Kirchenapparat.
Eine Geschichte wurde erzählt, ohne sie wirklich erzählt zu haben. Das macht den Film zu einem schlechten Film, der den Kinobesucher mit einem "aha - soso" zurücklässt. Einzige Glanzpunkte: Sandra Hüller und vor allem aber Imogen Kogge.